Der Schweizer Arzt und Naturforscher Conrad Gessner erwähnte den Feldhamster bereits 1669 in seinem „Thierbuch“. Trotzdem wissen wir auch heute, 350 Jahre später, vergleichsweise wenig über den kleinen Nager. Darum forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv an dem faszinierenden Ackerbewohner. Dabei geht es etwa um die Ökologie, Physiologie, neue Monitoring Techniken (mit Drohnen und Hunden) und die Ursachen für den Rückgang des Feldhamsters.
Genetisches Monitoring der Feldhamsterbestände
Ein wichtiger Bestandteil des Projektes Feldhamsterland ist neben der Kartierung der Bestände und der Umsetzung von Schutzmaßnahmen auch die genetische Erfassung der Populationen. Denn der bedrohte Ackerbewohner ist in vielen Regionen bereits komplett verschwunden und häufig sind die letzten Populationen räumlich getrennt voneinander. Werden die Distanzen zwischen den letzten Beständen zu groß, können die Tiere sich nicht mehr untereinander austauschen. Durch diese Verinselung der Bestände kann es daher zu einer genetischen Verarmung kommen, da keine Feldhamster mit „frischem“ Genmaterial zuwandern können. Das kann auf lange Sicht die Fitness, also die langfristige Überlebensfähigkeit der Tiere, verringern. Die Feldhamster können dann beispielsweise schlechter auf Veränderungen des Klimas reagieren oder mit neuen Krankheiten umgehen. Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, sammeln wir mit speziellen „Haarfallen“ die Haare des Hamsters. So können wir, ohne dem Feldhamster zu schaden, Material für eine genetische Analyse gewinnen. Die gesammelten Proben werden dann im Senckenberg Institut analysiert.
Hier geht es zu einem Beitrag mit Video, in dem unsere Regionalkoordinatorin Nina Lipecki erklärt, wie sie die nötigen Haare des seltenen Feldhamsters sammelt.
International Hamster Workgroup
Einmal jährlich findet ein internationales Treffen von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern sowie Feldhamsterschützerinnen und Feldhamsterschützern statt. Auf dem jährlichen Treffen der International Hamster Workgroup (IHWG) werden neue Forschungsergebnisse, Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte und viele weitere Themen rund um den Feldhamster vorgestellt und diskutiert. 2020 fand die Tagung in Jawarzno in Polen statt.
Weitere Forschungsaktivitäten
Die Forschungspreisträgerin der Deutschen Wildtier Stiftung Carina Siutz untersucht den Zusammenhang zwischen der Vorratsmenge im Winterlager und der Nachwuchsrate im kommenden Sommer. Dafür vergleicht sie die Nachwuchsrate von Feldhamsterweibchen, denen Extrafutter zur Verfügung gestellt wird, mit der Nachwuchsrate von ungefütterten Weibchen.
Weitere interessante Informationen und Veröffentlichungen rund um den Feldhamster und den Stand der Wissenschaft finden Sie unter der Rubrik Downloads.
Wissenschaftlich fundiertes Grundlagenwissen können Sie sich in dem Buch der beiden Feldhamsterexperten Dr. Ulrich Weinhold und Anja Kayser aneignen.