Feldhamster auf leerem Acker

Neue Studie zeigt: Kleinteilige Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt

Der Feldhamster ist ein Ackerbewohner. Wie viele seiner Nachbarn hat er in den letzten Jahrzehnten dramatische Bestandseinbußen erlebt. Er ist heute nur noch in einem Bruchteil seines ehemaligen Verbreitungsgebiets zu finden. Einer der Gründe für den Artenschwund in der Agrarlandschaft sind die massiven Flurbereinigungen während der letzten Jahrzehnte. Aus kleinstrukturierten, vielfältigen Landschaften wurden im wahrsten Sinne des Wortes vielerorts „Agrarwüsten“. Im Projekt Feldhamsterland setzen wir gemeinsam mit LandwirtInnen eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung um. Eine Möglichkeit ist die kleinteilige Bewirtschaftung mit vielfältigen Kulturen (s.  Foto aus der Hildesheimer Börde). Das diese Kleinteiligkeit, die auf geringer Fläche große Strukurvielfalt und somit Lebensraum bietet, nicht nur für den Hamster, sondern für den Erhalt der Biodiversität essentiell ist, wurde nun in einer neuen Studie belegt.

Prof. Dr. Teja Tscharntke, der an der Universität Göttingen im Bereich Agrarökologie lehrt und forscht, hat eine Studie im Auftrag der Fraktion B90/Grüne erstellt. Darin heißt es unter Anderem:

„Der Schlüssel zur Wiederherstellung der Biodiversität in großem Maßstab ist ein kleinräumiges Landnutzungsmosaik mit Feldern, deren Größe im Mittel deutlich unter sechs Hektar liegt, und durch eine Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt sowohl zeitlich (durch lange Fruchtfolgen) als auch räumlich (durch Mischkulturen, Streifenanbau etc.). Zudem sollte ein Ziel die Erhaltung oder Wiederherstellung von 20% naturnaher Lebensraumreste in allen Agrarlandschaften sein.“

Weiter heißt es in der Studie: „Kleinteilige Agrarlandschaften mit ihrer geringen Schlaggröße und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben beherbergen einen deutlich erhöhten Artenreichtum. Das gilt auch für große Agrarbetriebe, soweit sie mit kleinen Feldern arbeiten. Deswegen sollten Landwirte mit kleinen Feldern eine deutlich höhere finanzielle Unterstützung pro ha erhalten als Landwirte mit großen Feldern. Anreize für eine vielfältige und kleinteilige Agrarstruktur wären im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU zu verankern, am besten auch in der ersten Säule. Denn die Bewirtschaftung kleiner Felder kostet mehr Arbeitszeit und bedarf einer Umstellung in der Bewirtschaftungstechnik…“. Hier geht es direkt zur Studie

Die Wissenschaft hat in zahlreichen Studien klargestellt, was zum Erhalt der Artenvielfalt in den Agrarlandschaften, die in Deutschland rund die Hälfte der Landesfläche ausmachen, zu tun ist. Nun liegt der Ball bei der Politik, denn aktuell laufen die Verhandlungen rund um die kommende GAP Förderperiode auf Hochtouren.

kleinteilige Bewirtschaftung für den Feldhamster

Programmtipp für Feldhamsterfreunde

Video Tipp: Andreas Kieling auf der Suche nach dem Feldhamster

Der Feldhamster verschwindet von unseren Feldern. Und das vielerorts unbemerkt, da sich der dämmerungs- und nachtaktive Wühler meist „unter Tage“ in seinem Bau aufhält. Begleitet Andreas Kieling auf seiner Reise vom Süden Deutschlands, wo unter Anleitung vom Feldhamsterexperten Dr. Ulrich Weinhold Feldhamster wieder angesiedelt werden, in den Norden, wo Nina Lipecki, Regionalkoordinatorin des Projektes Feldhamsterland mit Ehrenamtlichen auf die Suche nach dem verborgenen Nager geht und gemeinsam mit Volker Thörmann, einem engagierten Landwirt in Niedersachsen, spezielle Schutzmaßnahmen umsetzt Viel Spaß!

 

Feldhamster nach Hessen eingewandert

Die Stadt Mannheim wildert nahe der hessischen Grenze seit vielen Jahren Feldhamster aus, um die letzten Vorkommen der Art in Baden-Württemberg zu erhalten. Da sich das Wiederansiedlungsgebiet Mannheim-Straßenheim einen Agrarraum mit dem hessischen Viernheim teilt, hat die AG Feldhamsterschutz, die auch das Projekt Feldhamsterland in Hessen umsetzt, im Auftrag des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie und in Kooperation mit dem Amt für den ländlichen Raum für den Landkreis Bergstraße sowie engagierten Landwirten vor drei Jahren begonnen, Schutzmaßnahmen auf hessischer Seite anzulegen, um den Tieren auch dort einen geeigneten Lebensraum zu bieten. Diese Strategie wurde nun belohnt: 2020 konnten in den Maßnahmen, die vom Land finanziert werden, 11 Feldhamsterbaue nachgewiesen werden. Über die Analyse von Kotproben konnte das Senckenberg Forschungsinstitut dabei mindestens drei Individuen feststellen, die eindeutig aus der baden-württembergischen Zucht stammen. „Ich freue mich und hoffe, sie fühlen sich wohl bei uns“, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Die Grünen) in Wiesbaden am Dienstag.
Feldhamster auf Stoppelacker

Xenius: Bedrohter Feldhamster – Kurz vor zwölf für den Nager

Die ARTE Dokumentation „Bedrohter Feldhamster – Kurz vor zwölf für den Nager“ ist ein absoluter Tipp für alle, die sich für den farbenfrohen Nager und sein verborgenes Leben interessieren. In der knapp halbstündigen Xenius Folge erfährt man alles rund um den Ackerbewohner: Wie lebt der Feldhamster? Warum ist er vom Aussterben bedroht? Was wird in Deutschland und Frankreich getan, um ihn zu retten? Die Antworten zu diesen und vielen weiteren Fragen werden in der Dokumentation, bei der unter anderem auch Melanie Albert und Tobias Reiners aus dem Projekt Feldhamsterland mitgewirkt haben, beantwortet. Leider ist der Beitrag im Moment nicht mehr online, wir halten Ausschau und geben Bescheid, wenn wir ihn wieder entdecken!

 

 

Ausgehamstert? Warum ist der Feldhamster vom Aussterben bedroht?

Noch vor einigen Jahrzehnten als Plage bekämpft, mit Prämien für jedes erbeutete Fell, ist der Feldhamster heute vom Aussterben bedroht und streng geschützt. Wie konnte es zu diesem rapiden Einbruch der Bestände kommen und welche potenziellen Konflikte ergeben sich aus dem Schutz des Ackerbewohners und der kontinuierlichen Ausbreitung von Baugebieten, etwa in Frankfurt? Das lässt sich in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel „Ausgehamstert“ nachlesen. Dort erklären Tobias Reiners, Feldhamsterexperte und wissenschaftliche Begleitung des Projektes Feldhamsterland und Moritz Franz-Gerstein, der das Verbundvorhaben für die Deutsche Wildtier Stiftung koordiniert, die genauen Zusammenhänge. Viel spaß beim Lesen!

 

Feldhamster auf leerem Acker

Feldhamster auf leerem Acker

Feldhamster (Cricetus cricetus)

Feldhamsterland ist nun auch bei GoNature dabei

Das Projekt Feldhamsterland ist ab sofort bei der neuen Onlineplattform GoNature dabei. Die Plattform soll es Menschen ermöglichen und erleichtern, sich ehrenamtlich für den Natur- und Artenschutz einzusetzen. Dazu kann man sich in verschiedenen Themenbereichen und je nach Region Projekte heraussuchen und unkompliziert mitmachen. Eine tolle Initiative und schön, dass wir mit unserem Projekt nun auch dabei sein können. Denn nur mithilfe Ehrenamtlicher können wir für den bedrohten Ackerbewohner etwas bewegen. Wer sich gemeinsam mit uns für das Überleben des Nagers einbringen möchten findet hier weitere Informationen und hier den direkten Kontakt zu unseren AnsprechpartnerInnen vor Ort.

Feldhamster auf leerem Acker

Feldhamstermonitoring in den Niederlanden – neue Studie veröffentlicht

Der Feldhamster ist seit diesem Jahr weltweit vom Aussterben bedroht. In seinem westlichen Verbreitungsgebiet ist er vielerorts bereits verschwunden, so auch in den Niederlanden. Um ein Erlöschen der letzten Populationen zu verhindern, werden in bestimmten Gebieten in der Provinz Limburg Feldhamster wieder angesiedelt. Das Wiederansiedlungsprojekt wird durch ein wissenschaftliches Monitoring begleitet. Nun haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse dieser Begleituntersuchungen in der Fachzeitschrift „Mammalian Biology“ veröffentlicht. Der Studie identifiziert Prädation durch Füchse, Greifvögel und Marderartige als Hauptursache für die Sterblichkeit der untersuchten Feldhamster. Aber auch die angebauten Kulturen und das Ernteregime spielen laut Studie eine zentrale Rolle. Dann klar ist: Der Feldhamster ist als ehemals sehr häufiger R-Stratege für viele Prädatoren, wie etwa den Rotmilan, schon immer ein wichtiges Beutetier gewesen. Das ist seine ökologische Rolle. Aber die Rahmenbedingungen in seinem Lebensraum haben sich während der letzten Jahrzehnte rasant verändert. So werden deutlich weniger Kulturen angebaut, die Ernte früher und schneller vom Acker geholt und auch die Strukurvielfalt hat stark abgenommen. Dadurch erhöht sich das Prädationsrisiko für den Feldhamster, weil die überlebenswichtige Deckung fehlt. Um dem Hamster und anderen Wildtieren der Agrarlandschaft zu helfen und so die auch für uns Menschen essentielle Biodiversität zu schützen, fordern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Anpassung der Agrarpolitik.

Hier geht es zur neuen Studie aus den Niederlanden (einfach klicken)

Und hier gibt es eine Übersicht zu Veröffentlichungen rund um den Feldhamster

Der Feldhamster - Flyercover

Der Feldhamster – neuer Flyer ist da!

Endlich ist es soweit: Der neue Feldhamster-Flyer der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz ist da! Frisch gedruckt von einer umweltfreundlichen Druckerei, wartet er jetzt darauf verteilt und gelesen zu werden! Bestellt werden kann der Flyer per mail an: Sarah.Gaertner@hgon.de

Den Flyer sowie weitere Info-Materialien und spannende Studien gibt es auch in digitaler Form  hier unter „Downloads“ und hier unter „Bildungsmaterial“

Die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz tritt in Hessen für das Überleben des Ackerbewohners ein und setzt dort die Ziele des Projektes Feldhamsterland um.

 

 

Feldhamsterland im Podcast

Feldhamsterland im Podcast

Moritz Franz-Gerstein, Leiter des Projekts Feldhamsterland, war zu Gast  in der „Sendung mit der Ziege“. Im Gespräch mit Madlen Ziege erklärt er, warum der Feldhamster aus unserer Landschaft verschwindet und was im „Feldhamsterland“ für seine Rettung getan wird. Aber auch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP), invasive Arten, Zoopharmakognosie und die Simpsons werden thematisiert.

Hier geht es direkt zum Podcast (einfach hier klicken)

Feldhamsterland zu Gast in der Sendung mit der Ziege

Feldhamster auf leerem Acker

Deutsche Wildtier Stiftung reicht Beschwerde bei EU wegen Gifteinsatz ein

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat Beschwerde bei der EU Kommission eingereicht. Grund sind die erteilten Notfallzulassungen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und deren Umsetzung in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Um die lokal auftretenden Feldmausschäden zu begrenzen, wurde die Ausbringung von 119 Tonnen „Ratron Giftweizen“ im Lebensraum und innerhalb der Aktivitätsphase des Feldhamsters genehmigt. Darin sieht die Deutsche Wildtier Stiftung einen Rechtsbruch gegen geltendes EU Recht. Auch das Umweltbundesamt warnte vor einer Gefährdung des Feldhamsters durch die eilig entschiedene Feldmausbekämpfung.

Zur Pressemeldung der Deutschen Wildtier Stiftung geht es hier (einfach klicken)