Feldhamster auf leerem Acker

Feldhamstermonitoring in den Niederlanden – neue Studie veröffentlicht

Der Feldhamster ist seit diesem Jahr weltweit vom Aussterben bedroht. In seinem westlichen Verbreitungsgebiet ist er vielerorts bereits verschwunden, so auch in den Niederlanden. Um ein Erlöschen der letzten Populationen zu verhindern, werden in bestimmten Gebieten in der Provinz Limburg Feldhamster wieder angesiedelt. Das Wiederansiedlungsprojekt wird durch ein wissenschaftliches Monitoring begleitet. Nun haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse dieser Begleituntersuchungen in der Fachzeitschrift „Mammalian Biology“ veröffentlicht. Der Studie identifiziert Prädation durch Füchse, Greifvögel und Marderartige als Hauptursache für die Sterblichkeit der untersuchten Feldhamster. Aber auch die angebauten Kulturen und das Ernteregime spielen laut Studie eine zentrale Rolle. Dann klar ist: Der Feldhamster ist als ehemals sehr häufiger R-Stratege für viele Prädatoren, wie etwa den Rotmilan, schon immer ein wichtiges Beutetier gewesen. Das ist seine ökologische Rolle. Aber die Rahmenbedingungen in seinem Lebensraum haben sich während der letzten Jahrzehnte rasant verändert. So werden deutlich weniger Kulturen angebaut, die Ernte früher und schneller vom Acker geholt und auch die Strukurvielfalt hat stark abgenommen. Dadurch erhöht sich das Prädationsrisiko für den Feldhamster, weil die überlebenswichtige Deckung fehlt. Um dem Hamster und anderen Wildtieren der Agrarlandschaft zu helfen und so die auch für uns Menschen essentielle Biodiversität zu schützen, fordern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Anpassung der Agrarpolitik.

Hier geht es zur neuen Studie aus den Niederlanden (einfach klicken)

Und hier gibt es eine Übersicht zu Veröffentlichungen rund um den Feldhamster

Der Feldhamster - Flyercover

Der Feldhamster – neuer Flyer ist da!

Endlich ist es soweit: Der neue Feldhamster-Flyer der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz ist da! Frisch gedruckt von einer umweltfreundlichen Druckerei, wartet er jetzt darauf verteilt und gelesen zu werden! Bestellt werden kann der Flyer per mail an: Sarah.Gaertner@hgon.de

Den Flyer sowie weitere Info-Materialien und spannende Studien gibt es auch in digitaler Form  hier unter „Downloads“ und hier unter „Bildungsmaterial“

Die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz tritt in Hessen für das Überleben des Ackerbewohners ein und setzt dort die Ziele des Projektes Feldhamsterland um.

 

 

Feldhamsterland im Podcast

Feldhamsterland im Podcast

Moritz Franz-Gerstein, Leiter des Projekts Feldhamsterland, war zu Gast  in der „Sendung mit der Ziege“. Im Gespräch mit Madlen Ziege erklärt er, warum der Feldhamster aus unserer Landschaft verschwindet und was im „Feldhamsterland“ für seine Rettung getan wird. Aber auch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP), invasive Arten, Zoopharmakognosie und die Simpsons werden thematisiert.

Hier geht es direkt zum Podcast (einfach hier klicken)

Feldhamsterland zu Gast in der Sendung mit der Ziege

Feldhamster auf leerem Acker

Deutsche Wildtier Stiftung reicht Beschwerde bei EU wegen Gifteinsatz ein

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat Beschwerde bei der EU Kommission eingereicht. Grund sind die erteilten Notfallzulassungen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und deren Umsetzung in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Um die lokal auftretenden Feldmausschäden zu begrenzen, wurde die Ausbringung von 119 Tonnen „Ratron Giftweizen“ im Lebensraum und innerhalb der Aktivitätsphase des Feldhamsters genehmigt. Darin sieht die Deutsche Wildtier Stiftung einen Rechtsbruch gegen geltendes EU Recht. Auch das Umweltbundesamt warnte vor einer Gefährdung des Feldhamsters durch die eilig entschiedene Feldmausbekämpfung.

Zur Pressemeldung der Deutschen Wildtier Stiftung geht es hier (einfach klicken)

Der Feldhamster verschwindet – und ist dabei nur einer unter vielen

Der Feldhamster ist nicht nur in Deutschland, sondern seit diesem Jahr in seinem gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht. Doch damit ist er nicht allein. Laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befinden wir uns aktuell in der Zeit des sechsten große Artensterbens. Das ist erdgeschichtlich nicht neu, trat das Phänomen ja bereits fünf mal auf. Wohl aber die Ursache: Waren es früher Ereignisse wie Asteroideneinschläge oder natürlich ausgelöste, abrupte klimatische Veränderungen, so ist es heute der Mensch, der durch die Zerstörung und Zerschneidung natürlicher Lebensräume oder die enorme Beschleunigung des Klimawandels weltweit die Artenvielfalt zerstört. Das belegt auch der aktuelle Bericht der Vereinten Nationen: 2010 legte die Biodiversitätskonvention der UN Ziele fest, die den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen sollten. 10 Jahre später muss ernüchtert festgestellt werden, dass keines dieser Ziele komplett erfüllt werden konnte. Jeden Tag verschwindet ein Teil der auch für uns Menschen überlebenswichtigen Artenvielfalt. Wir haben es selbst in der Hand, nicht nur den Feldhamster, sondern auch viele seiner nahen und entfernten Verwandten zu bewahren!

In diesem Video gibt es eine kurze Zusammenfassung der Situation (einfach klicken)

Feldhamster auf leerem Acker

Klare Botschaft des WBGU: Gemeinsame Agrarpolitik der EU muss sich ändern, um Artenvielfalt zu retten

Am Dienstag, dem 03.11.2020 überreichte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) sein neues Gutachten „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ an die Bundesministerinnen Svenja Schulze (Umwelt) und Anja Karliczek (Bildung und Forschung). Die Botschaft des rund 350 Seiten umfassenden Berichtes ist deutlich: Nur wenn sich unser Umgang mit Land grundlegend ändert, kann der dramatische, weltweite Verlust der biologischen Vielfalt abgewendet und der Klimaschutz gesichert werden.

Dabei spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. In Deutschland wird auf rund der Hälfte der Landesfläche Landwirtschaft betrieben. Noch vor einigen Jahrzehnten war die Agrarlandschaft ein artenreicher Lebensraum, doch heute sind zahlreiche der typischen Arten der Feldflur, wie etwa Rebhuhn, Feldlerche und Co. vielerorts verschwunden. Auch der Feldhamster ist unter den Verlierern der Agrarwende: Noch bis in die 1980er Jahre auf dem Acker als Ernteschädling verfolgt, ist er heute weltweit vom Aussterben bedroht. Die Gründe dafür sind zahlreich, aber es ist klar, dass die Veränderungen in der Agrarlandschaft ursächlich sind. Und an diesen Veränderungen ist die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union maßgeblich beteiligt. Aktuell wird über die GAP Förderperiode 2021-2027 verhandelt.  Vor rund zwei Wochen einigte sich der Agrarministerrat auf einen Kompromiss, Agrarministerin Klöckner sprach von einem „Systemwechsel“. Kritiker sehen einen solchen Durchbruch nicht, bedauern „Stillstand“. Im nächsten Schritt verhandeln nun der Agrarministerrat, das EU-Parlament und die EU-Kommission über die Zukunft der GAP. Dieser Prozess, der sogenannte „Trilog“, wird sich wahrscheinlich bis ins Frühjahr 2021 hinziehen.

Die klare Botschaft des WBGU: es bedarf einer umfassenden Ökologisierung der Agrarpolitik, um auch langfristig die Ernährungssicherheit, den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz gewährleisten zu können. Damit steht der wissenschaftliche Beirat nicht allein, denn auch zahlreiche andere Expertinnen und Experten fordern eine Kehrtwende. Die Nationalen Empfehlungen der Leopoldina Akademie verorten den wichtigsten Ansatzpunkt bei den milliardenschweren Subventionszahlungen im Rahmen der GAP. Diese sollten zukünftig stärker an tatsächlich erbrachte und messbare Ökosystemleistungen, wie den Erhalt der Artenvielfalt, geknüpft werden.

Das gesamte Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen gibt es hier.

Hier geht es zur Kurzfassung des Gutachtens.

Hier geht es zur offiziellen Presseerklärung. 

Landwende im Anthropozän - offizielle Übergabe des Hauptgutachten

Offizielle Übergabe des Hauptgutachtens des WBGU an die Ministerinnen Schulze und Karliczek

Rückblick auf das Treffen der International Hamster Workgroup

Die diesjährige Tagung der International Hamster Workgroup hätte eigentlich im schönen Jaworzno (Polen) stattfinden sollen, allerdings haben die schnell steigenden Corona-Infektionszahlen dazu geführt, dass das Treffen online abgehalten wurde. Aber auch diese besondere Situation hat über 7o WissenschaftlerInnen, (Hamster-)ExpertInnen und Interessierte aus insgesamt 13 Ländern und 3 Kontinenten nicht davon abgehalten, sich am 24. und 25.10.2020 digital zusammenzufinden und ihre aktuellsten Forschungsergebnisse auszutauschen. Neben dem internationalen Erhaltungsstatus des Feldhamsters, der von der Weltnaturschutzunion (IUCN) von „ungefährdet“ zu „vom Aussterben bedroht“ geändert wurde, wurden Ergebnisse von Zuchtprogrammen sowie die Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) diskutiert. Ebenso gab es neue Informationen zur aktuellen Verbreitung des Feldhamsters und zum Monitoring von Frankreich bis Russland (sowohl mit Menschen als auch mit Drohne). Auch genetische und ökologische Aspekte kamen nicht zu kurz. Natürlich verfolgte das Feldhamsterland-Team die spannenden Vorträge von zu Hause aus! Vielen Dank an die polnischen Kollegen für die Organisation dieser interessanten Tagung. Es freut uns sehr, dass wir trotz der besonderen Umstände zusammenkommen und diskutieren konnten. Hoffentlich sehen wir uns im nächsten Jahr wieder persönlich!

 

International Hamster Workgroup

Ankündigung – 27. Treffen der International Hamster Workgroup

Am Samstag, den 24.10.2020, ist es endlich soweit – die internationale Hamstercommunity trifft sich zum jährlichen Austausch! Mit dabei sind HamsterschützerInnen, WissenschaftlerInnen, Experten und Interessierte aus aller Welt.

Das Treffen hätte vom 23.10.- 25.10.2020 eigentlich in Jaworzno, Polen, stattfinden sollen. Durch die aktuelle Entwicklung bezüglich der Coronapandemie wurde die Veranstaltung aber, zumindest für aus dem Ausland Anreisende auf physischer Ebene, abgesagt. Aber kein Grund zur Sorge, denn die Veranstaltung wird stattdessen online durchgeführt – viel Engagement des polnischen Veranstaltungsteams und die Technik machen es möglich. Vielen Dank dafür – das Feldhamsterlandteam ist natürlich mit dabei!

Für Kurzentschlossene gibt hier noch alle Informationen rund um das Treffen der Internationalen Hamstercommunity.

Und hier noch ein Rückblick auf das Treffen im Oktober 2019!

Feldhamsteraktivist – Ernte mit Hindernissen

Junger Feldhamster verteidigt letzte Petersilienwurzeln

Heute möchten wir euch mit einer kleinen Feldhamstergeschichte aus der Wetterau erfreuen.
Herzlichen Dank an das Team vom Pappelhof und Querbeet.Bio-Lieferservice für die Geschichte und das Bildmaterial!

Letzte Woche hat sich auf einem Feld des Pappelhofes in Beienheim ein junger Feldhamster unter Einsatz seines Lebens vor einen laufenden Wurzelpetersilien-Roder geworfen und so versucht, die Ernte der angebauten Wurzeln zu verhindern. Während der laufenden Arbeiten tauchte der Feldhamster aus dem Nichts auf und lief unter den Augen des Fahrers direkt unter das 1,5 m große Rad des Roders. Nur ein beherzter Tritt auf die Bremse konnte unter Ächzen das 14 t schwere Rodegespann sofort stoppen, um ein Überrollen des Feldhamsters zu verhindern. Der Fahrer musste absteigen und versuchte das renitente Tier aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Der Hamster jedoch stellte sich auf die Hinterbeine und fauchte mit erhobenen Vorderpfoten. Nach kurzer Zeit sprang er in die Felge der Maschine und bedeutete, dass er nicht bereit sei, „seine“ Petersilienwurzeln an den Landwirt abzugeben und wollte so einen Fortgang der Ernte unterbinden. Erst nach einiger Überzeugungsarbeit konnte der Hamster-„Aktivist“ vertrieben werden, unter dem Hinweis, dass es doch noch genügend aussortierte Ware auf dem Feld gebe. Um den als Rote-Liste-Art geschützten Nager nicht den Raubvögeln preis zu geben, wurde er noch mit einem Haufen Laub bedeckt und Landwirt und Hamster trennten sich einvernehmlich bis hoffentlich zum nächsten Jahr!

Wissenschaftler fordern neue Agrarpolitik

Hamsterschützer wissen: Die Agrarpolitik vernichtet Artenvielfalt. Bestimmend sind in Europa dabei veraltete Vorgaben der EU. Was vor Jahrzehnten sinnvoll war, muss auf aktuelle Gegebenheiten angepasst werden. Die Neuformulierung der Förderbedingungen auf EU-Ebene sollte dafür genutzt werden, eine bessere Agrarpolitik für Landwirte und Biodiversität zu erreichen. Mehrere Wissenschaftsakademien haben gemeinsam Forderungen und Vorschläge formuliert, hierzu ein Artikel im SPIEGEL.