Bild mit einem Junghamster, der aus seinem Bau guckt

Feldhamster-Wanderausstellung zieht im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium ein

Für Natur- und Artenschützer ist der Feldhamster seit Jahren ein absolutes Sorgenkind. Mit der Eröffnung der neuen Wanderausstellung der Deutschen Wildtier Stiftung im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) in Hannover geht der scheue Nager am 7. Juni im Rahmen einer Ausstellung an die Öffentlichkeit.

„Mit der Ausstellung setzen wir ein wichtiges Signal und unterstützen das Rettungsprojekt der Deutschen Wildtier Stiftung für den Feldhamster“, sagt Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. „Die Wanderausstellung verdeutlicht sehr anschaulich, mit welchen Problemen Feldhamster in der Landschaft zu kämpfen haben. Das Projekt zeigt aber auch Lösungsansätze auf, wie wir ihn in Zukunft noch stärker unterstützen können.“ Die Ministerin glänzte im Rahmen der Erföffnungsfeier mit zoologischem Fachwissen: Sie erklärte den Zuhörenden die Abwehrstrategie des kleinen Nagers. Bei Gefahr stellt sich der Feldhamster auf die Hinterbeine und versucht durch Fauchen seine Feinde in die Flucht zu schlagen. Eine Theorie besagt, dass sein schwarzes Bauchfell und das weiße Fell an den Beinen ein weit aufgerissenes Maul eines großen Raubtieres imitieren sollen.

Die Wanderausstellung der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt Szenen aus dem Lebenszyklus und der Ökologie des Feldhamsters und die Veränderungen in der Agrarlandschaft, die ihm das Überleben so schwer machen. Die Wanderausstellung wurde im Rahmen des Verbundprojekts Feldhamsterland entwickelt und produziert und kann bei Interesse hier gebucht werden.

Die Bilder der Ausstellung sind eindringlich. „Für uns sind Wanderausstellungen ein Modul unserer Naturbildungsarbeit“, sagt Dr. Jörg Soehring, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Dass wir die Gelegenheit bekommen haben, im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unsere Ausstellung zu eröffnen, freut uns sehr. Denn hier im Haus fallen wichtige Entscheidungen – auch für das Überleben dieser Art.“

Die Ausstellung dauert bis zum 26. Juni 2021 und kann wochentags (während der Öffnungszeiten des Ministeriums und unter Beachtung der geltenden Corona-Regelungen) besucht werden.

Feldhamster Wanderausstellung wird im Landwirtschaftsministerium eröffnet

Eröffnung der Feldhamster Wanderausstellung im Landwirtschaftsministerium (v.l.n.r.): Regionalkoordinatorin Nina Lipecki, Vorstand Dr. Jörg Soehring, Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast und Projektleiter Moritz Franz-Gerstein.

Eingang eines Feldhamsterbaus

Feldhamster und Lössböden – das geht nur zusammen

Der Feldhgamster verbringt einen Großteil seines Alltags „unter Tage“. Als Wühler fühlt er sich im Boden wohl und bewegt sich so geschickt und mühelos wie ein Fisch im Wasser. Seine Baue buddelt er im Winter bis zu zwei Meter tief, um sich während des Winterschlafs vor Kälte und Eindringlingen zu schützen. Daher bevorzugt der Nager tiefgründige Böden wie den Lössboden. Der Lössboden, der durch seine natürlichen Eigenschaften sehr fruchtbar ist, wurde von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe  in diesem Jahr zum Boden des Jahres gekürt. Dieser Bodentyp, maßgeblich während der vergangenen Eiszeit entstanden und daher begrenzt verfügbar (sollte zeitnah keine neue Eiszeit einbrechen),  hat nicht nur eine hohe Wasserspeicherkapazität, sondern kann auch Nährstoffe durch seine Beschaffenheit in hohem Maße speichern und für Pflanzen zugänglich machen. Wir Menschen hängen für unsere Nahrungsmittelerzeugung von solch fruchtbaren Böden ab. Gleichzeitig gehen in Deutschland durchschnittlich 60 Hektar (ein Hektar=10.000 m²) pro Tag! durch Versiegelung (z.B. Gewerbegebiete, Straßenbau etc.) verloren, darunter auch die fruchtbaren Bördeböden.

Aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der Feldhamster leben vom Lössboden. Von nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden, z. B. dem Anbau von Zwischenfrüchten oder einer Ährenernte, profitiert nicht nur der Feldhamster, sondern auch der Boden selbst. Dem Nager (und anderen Ackerbewohnern) können die Maßnahmen Deckung und Nahrung bieten und den wertvollen Lössboden durch die Bedeckung vor Schädigung durch Erosion schützen. Und auch der Nager selbst sorgt durch sein Graben und den Eintrag von Streu für eine Durchmischung der Erdschichten, sowie eine verbesserte Bodendurchlüftung und -mineralisierung.

Grafik Anschnitt Feldhamsterbau. Verschiedene Gänge sowie Schlaf- Vorrats- und weitere Kammern sind zu sehen. Überirdisch sind zwei Hauptbeutegreifer für den Feldhamster dargestellt: ein Fuchs und ein Rotmilan.

Politische Machtspiele

 

Ganz maßgeblich entscheidend für die Artenvielfalt auf dem Acker und damit auch für das Schicksal des Feldhamsters ist die Landwirtschaftspolitik der EU. Die Mittel für die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) machen einen großen Teil des EU Haushaltes aus, entsprechend groß sind die Auswirkungen für die Landwirtschaft (hierzu ein Artikel aus der ZEIT). Die Verhandlungen für die nächste Förderperiode sollten längst abgeschlossen sein, doch nun wurde das Verfahren auf der vermeintlichen Zielgeraden vorerst abgebrochen! Landwirte und Naturschützer brauchen Planungssicherheit, solche Verzögerungen kommen uns teuer zu stehen.

50 Milliliter pro Seite – unliebsame Kartierergebnisse

April und Mai ist für Feldhamsterschützer die Zeit der Frühjahrskartierung. Und wird man in manchen Jahren um diese Zeit schon ganz schön gegrillt auf dem Acker, haben wir dieses Jahr ganz andere Herausforderungen zu meistern: Ständig Regen! Der ist gut für die immer öfter von Trockenheit geplagte Vegetation. Aber nach dem zehnten Mal Durchnässung von oben bis unten fällt sogar militanten Hamsterschützern manchmal das Lachen schwer. Vielen Dank an alle Hamsterfreunde die mitmachen und bei Wind und Wetter einen Acker nach dem anderen absuchen. Die Ergebnisse sind eine unersetzbar wichtige Grundlage für den Feldhamsterschutz.

Wie voll waren deine Stiefel schon?

Feldhamster (Cricetus cricetus)

TV-Team zu Gast bei Hamsterfreunden in Ummendorf

Ein Filmteam des MDR folgt den Spuren des Feldhamsters in Sachsen-Anhalt. Auf die Zeit, als man dem Hamster noch auf die Pelle rückte, blickten ehemalige Ummendorfer Hamsterroder auf Heinemanns Hof zurück.  Dabei erhielten viele schöne Erinnerungen eine Auffrischung. Eckhard Kunth, Burkhard Kunth, Uwe Fest und Reinhard Falke sind sich einig: Der Hamster sei ein Stück Kulturgut und gehöre selbstverständlich in die Magdeburger Börde. Auch heute noch. Im Projekt Feldhamsterland arbeiten wir mit LandwirtInnen und Ehrenamtlichen zusammen, um den bedrohten Ackerbewohner zu retten.

Hier geht es zum Artikel (einfach hier klicken)

Der direkte Kontakt zu den landwirtschaftlichen Betrieben ist wichtig

Der direkte Kontakt zu den landwirtschaftlichen Betrieben ist wichtig

Großes Kino mit kleinem Hamster

 

„Der kleine Held vom Hamsterfeld“ gibt mit starken Bildern schön erzählt Einblicke in das sonst meist heimliche Leben eines Feldhamsters. Der Tierfilm ist absolut zu empfehlen und hier bei daserste.de jetzt online zu sehen. Viel Spaß!

Feldhamster auf leerem Acker

Neue Studie zeigt: Kleinteilige Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt

Der Feldhamster ist ein Ackerbewohner. Wie viele seiner Nachbarn hat er in den letzten Jahrzehnten dramatische Bestandseinbußen erlebt. Er ist heute nur noch in einem Bruchteil seines ehemaligen Verbreitungsgebiets zu finden. Einer der Gründe für den Artenschwund in der Agrarlandschaft sind die massiven Flurbereinigungen während der letzten Jahrzehnte. Aus kleinstrukturierten, vielfältigen Landschaften wurden im wahrsten Sinne des Wortes vielerorts „Agrarwüsten“. Im Projekt Feldhamsterland setzen wir gemeinsam mit LandwirtInnen eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung um. Eine Möglichkeit ist die kleinteilige Bewirtschaftung mit vielfältigen Kulturen (s.  Foto aus der Hildesheimer Börde). Das diese Kleinteiligkeit, die auf geringer Fläche große Strukurvielfalt und somit Lebensraum bietet, nicht nur für den Hamster, sondern für den Erhalt der Biodiversität essentiell ist, wurde nun in einer neuen Studie belegt.

Prof. Dr. Teja Tscharntke, der an der Universität Göttingen im Bereich Agrarökologie lehrt und forscht, hat eine Studie im Auftrag der Fraktion B90/Grüne erstellt. Darin heißt es unter Anderem:

„Der Schlüssel zur Wiederherstellung der Biodiversität in großem Maßstab ist ein kleinräumiges Landnutzungsmosaik mit Feldern, deren Größe im Mittel deutlich unter sechs Hektar liegt, und durch eine Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt sowohl zeitlich (durch lange Fruchtfolgen) als auch räumlich (durch Mischkulturen, Streifenanbau etc.). Zudem sollte ein Ziel die Erhaltung oder Wiederherstellung von 20% naturnaher Lebensraumreste in allen Agrarlandschaften sein.“

Weiter heißt es in der Studie: „Kleinteilige Agrarlandschaften mit ihrer geringen Schlaggröße und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben beherbergen einen deutlich erhöhten Artenreichtum. Das gilt auch für große Agrarbetriebe, soweit sie mit kleinen Feldern arbeiten. Deswegen sollten Landwirte mit kleinen Feldern eine deutlich höhere finanzielle Unterstützung pro ha erhalten als Landwirte mit großen Feldern. Anreize für eine vielfältige und kleinteilige Agrarstruktur wären im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU zu verankern, am besten auch in der ersten Säule. Denn die Bewirtschaftung kleiner Felder kostet mehr Arbeitszeit und bedarf einer Umstellung in der Bewirtschaftungstechnik…“. Hier geht es direkt zur Studie

Die Wissenschaft hat in zahlreichen Studien klargestellt, was zum Erhalt der Artenvielfalt in den Agrarlandschaften, die in Deutschland rund die Hälfte der Landesfläche ausmachen, zu tun ist. Nun liegt der Ball bei der Politik, denn aktuell laufen die Verhandlungen rund um die kommende GAP Förderperiode auf Hochtouren.

kleinteilige Bewirtschaftung für den Feldhamster

Schlafende Feldhamster

Der Boden als Lebensraum für den Feldhamster

Für den Feldhamster ist der Boden wie für einen Fisch das Wasser. Feldhamster haben einen Einfluss auf die Bodenökologie und sind umgekehrt stark von der Bodenbeschaffenheit abhängig. Als Hamsterschützer beschäftigen wir uns deshalb auch intensiv mit dem Boden. Es ist höchste Zeit für einen nachhaltigen Umgang mit dieser unterschätzten Lebensgrundlage!

Heute um 20:15 auf 3Sat oder ab sofort in der Mediathek gibt es eine interessante Dokumentation zum Thema: https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/210408-boedenburnout-wido-100.html

 

Feldhamster auf Stoppelacker

Bild: Sattler / Deutsche Wildtier Stiftung

Ehrenamtliche Feldhamsterbotschafter*innen in Rheinland-Pfalz gesucht!

Ihr wollt Teil der „Feldhamsterfamilie“ werden, habt Interesse am praktischen Feldhamsterschutz, seid körperlich fit und habt Spaß an der Vermittlung von Wissen und Kommunikation?

Dann seid Ihr hier genau richtig!

Die Stiftung Natur und Umwelt bietet im Rahmen des Projektes Feldhamsterland die Ausbildung zum/zur ehrenamtlichen Feldhamsterbotschafter*in an. Im ersten Durchgang 2021/22 sollen zehn Botschafter*innen ausgebildet werden. Als Ansprechpartner*innen für Feldhamsterschutz vor Ort tragt Ihr maßgeblich zum Schutz des Feldhamsters bei, indem Ihr selbstständig Feldhamsterbaukartierungen mit freiwilligen Helfer*innen organisiert sowie die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. Um gut auf Eure Aufgabe im Feldhamsterschutz vorbereitet zu sein, absolviert Ihr im Jahresverlauf sieben Module, die sowohl Themen zum Feldhamster allgemein als auch zu konkreten Schutzmaßnahmen betreffen. Die Ausbildung findet überwiegend in Mainz und Umgebung statt. Start ist April 2021 (weitere Infos gibt es hier: https://snu.rlp.de/…/feldhamsterbotschafterinnen-gesucht/).

Freiwillige des Bergwaldprojektes auf Feldhamstersuche

Programmtipp für Feldhamsterfreunde

Video Tipp: Andreas Kieling auf der Suche nach dem Feldhamster

Der Feldhamster verschwindet von unseren Feldern. Und das vielerorts unbemerkt, da sich der dämmerungs- und nachtaktive Wühler meist „unter Tage“ in seinem Bau aufhält. Begleitet Andreas Kieling auf seiner Reise vom Süden Deutschlands, wo unter Anleitung vom Feldhamsterexperten Dr. Ulrich Weinhold Feldhamster wieder angesiedelt werden, in den Norden, wo Nina Lipecki, Regionalkoordinatorin des Projektes Feldhamsterland mit Ehrenamtlichen auf die Suche nach dem verborgenen Nager geht und gemeinsam mit Volker Thörmann, einem engagierten Landwirt in Niedersachsen, spezielle Schutzmaßnahmen umsetzt Viel Spaß!