Momentan ist es draußen wirklich ungemütlich! Und das nicht nur für uns, sondern auch für unsere heimischen Wildtiere.
Während wir uns drinnen auf dem Sofa einkuscheln und Tee trinken, haben Wildtiere unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit den rauen Bedingungen dieser kalten Zeit zurecht zu kommen. Wenn es im Winter kalt ist und die Nahrung knapp wird, ziehen sich manche Wildtiere in ihren Bau, ihr gepolstertes Nest oder ihre Höhle zurück und halten einen Winterschlaf. Die Bezeichnung „Winterschlaf“ ist dabei trügerisch, denn dieser Zustand hat mit einem normalen, erholsamen Schlaf nichts gemeinsam. Er ist eine Strategie der Wildtiere, um eine lange Zeit effizient ohne Nahrung und unter ungünstigen Witterungsbedingungen zu überleben.
Diese Taktik nutzt auch der Feldhamster. Über den Sommer hat er eine große Menge an Körnern und Sämereien eingehamstert, von denen er im Winter zehren kann. Zu Beginn des Winterschlafs verschließt der Feldhamster die Eingänge zu seinem Bau hinter sich. Feldhamster halten dabei stets allein Winterschlaf. Nun sinken seine Stoffwechselfunktionen drastisch. Das Herz schlägt seltener, die Atemfrequenz sinkt auf nur einige wenige Atemzüge pro Minute und auch die Körperkerntemperatur sinkt. Diesen extremen Ruhezustand nennt man Torpor.
Während der Torpor-Phase sind die Tiere steif und reagieren kaum auf Außenreize. Über den Winter müssen die Tiere den Torpor in regelmäßigen Abständen unterbrechen, denn auch die Hirnaktivität ist in den Phasen des reduzierten Stoffwechsels nur minimal. Die Feldhamster fahren ihren Stoffwechsel hoch, ihre Körpertemperatur steigt und sie schlafen – inklusive der für die das Hirn wichtigen sogenannten REM-Phasen (für Rapid-Eye-Movement), in denen die Nervenzellen mit Sauerstoff versorgt und Stoffwechsel-Produkte entfernt werden. Die Torpor-Phasen wechseln sich daher in regelmäßigen Abständen mit Phasen des wirklichen Schlafens ab. Nur alle paar Wochen stehen Feldhamster auf, um zu urinieren, Losung abzusetzen und aus der Vorratskammer im Bau Nahrung aufzunehmen und neue Energie zu tanken. Anschließend fallen sie zurück in den Torpor.
Manche Winterschläfer wie der Gartenschläfer, der Siebenschläfer oder die Haselmaus haben keine Vorräte aus denen sie sich in dieser Zeit bedienen können. Sie haben sich vor dem Winter eine dicke Fettschicht angefressen, von der sie während ihres Winterschlafs zehren.
Erholt sind die tierischen Winterschläfer nach dem langen Ruhen nicht. Nach dem Aufwachen im Frühjahr müssen sie ersteinmal viel futtern, um genug Energie für die Paarung zu haben. Diese steht nämlich als nächstes an. Aufgrund des langen Winterschlafs sind die Tiere nur eine relativ kurze Zeitspanne im Jahr an der Oberfläche aktiv, in der die Paarung, die Aufzucht der Jungen und das Vorbereiten auf den Winterschlaf erledigt werden muss.
Tiere, die nur eine Winterruhe halten (wie das Eichhörnchen oder der Dachs), fahren ihren Stoffwechsel nicht so drastisch herunter. Anders als richtige Winterschläfer sind sie zwischenzeitlich immer mal wieder aktiv, gehen auf Nahrungssuche, wechseln das Quartier oder paaren sich sogar. Rothirsche und andere große Wildtiere können durch eine zeitweilige Stoffwechselruhe im Winter bis zu 30 Prozent Energie sparen. Ektotherme Tiere wie Frösche oder Kröten können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren und verfallen bei tiefen Außentemperaturen in die Kältestarre. Sie suchen zuvor Schutz in wind- und frostgeschützten Verstecken wie Komposthaufen oder unter Baumwurzeln und verweilen dort, bis die Frühlingssonne sie wieder erwärmt.