Der Feldhamster ist in der Roten Liste für Deutschland als vom Aussterben bedroht eingestuft. Er ist in der FFH-Richtlinie in Anhang IV aufgeführt und steht daher unter strengem Schutz.
Strukturwandel in der Landwirtschaft
Als ursprüngliches Steppentier und Getreideliebhaber profitierte der Feldhamster in früheren Zeiten von der sich ausbreitenden Landwirtschaft. Kleine, naturnah bewirtschaftete Felder und strukturreiche Landschaften boten dem Nager reichlich Nischen, Nahrung und Schutz vor Fuchs,
Falke und Co. Mit der sich beschleunigenden Intensivierung der Landwirtschaft in Westeuropa seit den 1960er-Jahren jedoch wurde der Feldhamster immer weiter zurückgedrängt.
Der Verlust von kleinstrukturierten Landschaften im Zuge der Flurbereinigung, die riesigen Monokulturen und die schnellen, hocheffizienten Erntemaschinen machen dem Feldhamster das Leben schwer. Funde von auf dem Feld untergepflügten, überfahrenen und im Bau erdrückten Hamstern sind belegt. Dabei scheint besonders die Schnelligkeit der modernen Erntemaschinen, ähnlich wie bei vielen bedrohten wiesenbrütenden Vogelarten, eine große Rolle zu spielen. Daneben machen einseitiger Anbau, fehlende Fruchtfolgen und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln dem Feldhamster zu schaffen.
Durch das Aufkommen von Winterweizen und neuen Züchtungen hat sich die Ernte innerhalb der letzten Jahrzehnte kontinuierlich nach vorn verschoben. Das hat dramatische Folgen für den bunten Nager: die Felder, die meist direkt nach der Ernte „umgebrochen“, also gepflügt werden, bieten dem Hamster weder Deckung vor Feinden noch Nahrung zum Anlegen eines Wintervorrats. Daher verliert er von einem Moment auf den anderen seine Lebensgrundlage. Ein dritter Wurf ist unter diesen Bedingungen nicht möglich und auch die Überlebenschancen der unerfahrenen Junghamster des zweiten Wurfs sind auf den kahlen Äckern sehr gering.
Versiegelung und Zerschneidung von Lebensraum
Laut Angaben des Statistischen Bundesamts hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland zwischen 1992 und 2016 um 22 % von 40.305 auf 49.254 Quadratkilometer (km²) ausgedehnt. Dies entspricht einem Zuwachs von durchschnittlich 102 ha oder etwas mehr als 1 km² pro Tag! Die Ausdehnung dieser Flächen vollzog sich in weiten Teilen zu Lasten der landwirtschaftlich genutzten Bereiche. So gehen durch den Bau von Straßen oder Gewerbegebieten häufig nicht nur fruchtbare Acker, sondern auch Feldhamsterlebensräume unwiederbringlich verloren. Gleichzeitig können durch die fortschreitende Zersiedelung Feldhamsterpopulationen voneinander getrennt werden und so der überlebenswichtige genetische Austausch durch Ab- und Zuwandern einzelner Tiere unterbrochen werden.
Verkehr
Noch vor einigen Jahrzehnten, als der Feldhamster in Deutschland häufig anzutreffen war, wurden in einigen Regionen häufig Tiere überfahren. Ein Faktor spielt dabei das natürliche Abwehrverhalten des Hamsters, der sich bei rasch näherkommenden Objekten auf die Hinterbeine stellt und versucht, seinen „Gegner“ durch Fauchen und Springen in dessen Richtung zu verscheuchen. Heutzutage spielt der Verkehr für den Rückgang des Nagers eine untergeordnete Rolle, da die Bestände eingebrochen sind und aus den verbliebenen Populationen durch die verringerten Dichten weniger Tiere abwandern.
Prädation
Als Prädation wird das Töten eines Tieres durch ein anderes Tier zum Zweck der Nahrungsaufnahme beschrieben. Der Feldhamster als Kleinsäuger hat eine Reihe natürlicher Feinde. Dazu gehören beispielsweise der Mäusebussard, Rotmilan oder Uhu, aber auch Fuchs und Dachs. Das Hermelin und der Iltis können dem Feldhamster im Gegensatz zu den eben genannten Beutegreifern sogar in seinen Bau folgen und ihm dort gefährlich werden. Junge und unerfahrene Hamster sind durch ihre geringere Größe noch mehr Gefahren ausgesetzt. Sie können auch Krähen, Graureihern oder Störchen zum Opfer fallen. Potentiell können auch Hauskatzen und Hunde den kleinen Nager erlegen. Die natürliche Prädation würde einer vitalen Feldhamster-Population unter normalen Umständen keine Probleme bereiten. Doch der frühe, sehr abrupte und komplette Verlust der Deckung durch die Ernte und das Umpflügen der Felder erleichtern Fuchs und Co. das Jagen und können so zu einer erhöhten Prädationsrate führen. Durch das Stehenlassen der Stoppeln nach der Ernte kann dem Hamster Schutz geboten werden.